Die beste Bildung erfährt ein gescheiter Mensch auf  Reisen

Johann W. von Goethe

 

Liebe Freundinnen und Freunde des Freundeskreises unserer Partnerstädte,

erlauben Sie mir bitte zu Beginn meines Jahresbriefes 2014 einige Gedanken zu äußern, die mir beim Besuch der Delegation der Stadt Kitzingen in unserer polnischen Partnerstadt Trzebnica (Trebnitz), im September diesen Jahres in den Sinn kamen.

Dem Satz Goethes folgend ist es unabdingbar, sich bewusst zu machen, in welch engem Maße die Geschichte der deutschen und polnischen Nation, und das Schicksal ihrer Menschen sowie deren Elend, in der Vergangenheit, und vor allem in der neueren und neuesten Zeit miteinander verwoben waren und sind.

Friedrich II., der sogenannte "Große", der danach trachtete, die brandenburgischen Stammlande zusammenzuführen, ihnen weitere Bereiche wie Schlesien und Sachsen diesen hinzuzufügen, um dadurch Preußen zu einer europäischen Macht zu erheben, trat deshalb in den drei Schlesischen Kriegen (1740, Beginn des 1.Schlesischen Krieges; 1763, Ende des 3.Schlesischen Krieges, des Siebenjährigen Krieges) als Aggressor gegen das habsburgische Österreich Maria Theresias auf und war gleichfalls Initiator der ersten polnischen Teilung von 1772, der bis 1795 zwei weitere folgten.

Die Napoleonischen Kriege, an deren Ende die Völkerschlacht bei Leipzig mit der endgültigen Niederlage Napoleons stand, beendeten die seit 1792 tobenden Kriege in Mitteleuropa.

Die Beschlüsse des Wiener Kongresses von 1815 regelten die territoriale Neuordnung Mitteleuropas und machten das Streben Polens nach einer staatlichen Einheit im größeren Rahmen unmöglich, ganz zu schweigen von der Vision eines "Groß-Polen".

So war erst das Ende des "großen Krieges", des 1. Weltkrieges, verbunden mit dem Zusammenbruch der alten Weltordnung, der Moment der Wiedergeburt des polnischen Nationalstaates. Bereits gut zwanzig Jahre später machte der im Namen Deutschlands begonnene 2. Weltkrieg , mit den territorialen Konsequenzen des Vertrages von Potsdam, auch einen Teil der polnischen Bevölkerung zu Vertriebenen und gleichzeitig hatte Polen, in Relation zur Anzahl der Bevölkerung, die meisten Opfer in diesem Krieg zu beklagen. In der Folge mussten etwa 7 Millionen Deutsche, die bis 1945 und seit vielen Generationen in diesem Teil des heutigen Polens gelebt hatten, das Land verlassen, wenn sie nicht schon vorher aus Angst vor den Truppen der Roten Armee und der Rache der Befreiten geflohen waren.

Im Verlauf von mehr als 200 Jahren war in deutschem Namen und auf mehr oder weniger kriegerische Weise immer wieder in slawische/ polnische Besitzansprüche eingegriffen worden. Selbst in den Debatten der Frankfurter Nationalversammlung von 1848 wurden, mit Blick auf die Wiedergründung Polens, von verschiedenen Rednern slawische Gebietsansprüche bis an die Saale als grundsätzlich berechtigt qualifiziert, Gebiete, die ihnen seit dem 10.Jahrhundert entrissen worden waren. Die polnischen Forderungen wurden jedoch auf der Grundlage eines "gesunden Volksegoismus" pauschal abgelehnt.

Dies alles geschah zu Zeiten, als Demokratie für die übergroße Mehrheit der Menschen der Staaten noch ein Fremdwort, oder nicht eingeübt war. In 2014, hundert Jahre nach dem Beginn des 1. und fast siebzig Jahre nach Ende des 2.Weltkrieges ist es dringend erforderlich, dass wir uns der eigenen Verantwortung bewusst werden und danach handeln, wie es die jüdisch-deutsche Philosophin Hannah Arendt formuliert hat:

"Als Bürger müssen wir schlechte Taten verhindern, weil es um die Welt geht in der wir leben, der Übeltäter, das Opfer und die Zuschauer."

Lassen Sie mich auf unseren Besuch in Trzebnica (Trebnitz) zurückkommen.

Wir haben im ehemaligen Zisterzienserkloster Lubiaz (Leubus), dem Salvatorianerkloster, in Wolow (Wohlau) und und und viel über Übeltäter und Opfer in der Vergangenheit erfahren. Gleichzeitig von handelnden Bürgerinnen und Bürgern heute, die auch die Verbindung des Menschen mit der Natur und Umwelt deutlich macht, z.B. an den Seen von Milcz (Mielitsch).

Um nicht als Zuschauer, oder Mitläufer zu verharren ist es, neben Wissen durch Bildung zu erwerben und zu besitzen, nötig zu versuchen sich in den anderen zu versetzen, also Empathie zu entwickeln. Dies erfährt und verinnerlicht der Einzelne durch Elternhaus und Gesellschaft. In der Folge kann man seinen Lebensstil in der Begegnung spiegeln und versuchen, den des anderen zu erspüren, hoffentlich zu verstehen, sowie letztlich zu respektieren und als legitim anzuerkennen. Das ist in letzter Konsequenz Ausdruck von Freiheit und Gleichheit.

Sie sind Grundpfeiler einer funktionierenden Demokratie und eines friedlichen Zusammenlebens der Menschen im Einklang mit der Umwelt.

Diese Pflege des guten Miteinanders konnten wir in Polen bestens praktizieren - mit freundlichen Menschen, in einer reizvollen Umwelt und einer großzügigen, wundervollen Atmosphäre von Gastfreundschaft.

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Liebe Freundinnen und Freunde unserer Partnerstädte,


 

es gab im Rahmen der Städtepartnerschaften in 2014 noch weitere Begegnungen, die von Bedeutung waren und die bereits gewachsene Freundschaft zwischen den Bürgerinnen und Bürgern unserer Städte vertiefen konnten:

In der Zeit vom 13. bis 15.Juni verweilten Läuferinnen und Läufer der Turngemeinde Kitzingen, sowie Rennradfahrer der TG Velo in Trzebnica, nachdem sie vorher mit eigener Muskelkraft, in tagelanger Anstrengung dorthin gelaufen bzw. gefahren waren. Die Erfahrungen der Reise, der kurzweilige Aufenthalt und die große, herzliche Gastfreundschaft in unserer polnischen Partnerstadt wird allen in zutiefst positiver Erinnerung bleiben.

Im Zeitraum unseres attraktiven und weithin geschätzten Weinfestes, vom 27. bis 30.Juni 2014, konnten wir, wie so oft, auch diesmal wieder unsere Freundinnen und Freunde aus Montevarchi und Prades begrüßen. Die Gestaltung des Programms, bestens vorbereitet, hervorragend organisiert und durch die Attraktion einer gemeinsamen Floßfahrt auf dem Main besonders geprägt, fand bei unseren Gästen erneut überzeugenden und freudigen Anklang. Wir feierten auch das 30-jährige Jubiläum dieser beiden Partnerschaften und bedankten uns dabei besonders herzlich bei einer ganzen Anzahl von getreuen Aktiven auf allen Seiten.

Das schon längst Tradition gewordene "Rendezvous der Sinne", am 26.September 2014, in der Rathaushalle war diesmal dem kulturellen und kulinarischen Angebot unserer polnischen Partnerstadt gewidmet. Dabei war das kleine aber feine Konzert mit den Künstlerinnen Frau Wioletta Baumgartner-Sauer am Flügel - nebenbei auch noch die Schriftführerin unseres Vereins - und der Sängerin Frau Patrycja Krol ein ganz besonderer Höhepunkt.

Frau Krol, die junge Studentin aus Trzebnica, ist seit Ende September in Kitzingen und unterstützt im Rahmen ihres Europäischen Freiwilligenjahres die Arbeit der Stadtjugendpflege, sowie pädagogische Projekte an der D.Paul-Eber- Mittelschule.

Im Zusammenhang der genannten Aktivitäten des Jahres, gilt mein ganz herzliches Dankeschön zunächst Ihnen, liebe Mitglieder und all den Gastfamilien, die Sie, wie schon so häufig, engagierte und großzügige Gastgeber unserer Freundinnen und Freunde aus den Partnerstädten waren. Sie haben durch Ihr bürgerschaftliches Wirken den Garten des europäischen Hauses bestens gepflegt und erblühen lassen.

Mein aufrichtiger Dank auch an die Damen und Herren des städtischen Hauptamtes, Frau Schlier, Herrn Müller und Herrn Hartner. Sie haben in stets offener, unkomplizierter und freundlicher Art einen unverzichtbaren Beitrag zum Gelingen all dieser Unternehmungen geleistet.

Nicht zuletzt danke ich meinen Kolleginnen und Kollegen im Vorstand, den Damen Nicoly, Baumgartner-Sauer und Winkler, sowie den Herren Lux und Voit mit Familien, für ihre gewohnt zuverlässige, hoch motivierte und ebenso beharrliche Arbeit und Unterstützung.

Wir freuen uns darauf, dass Sie uns auch im kommenden Jahr mit großem Engagement und ihrer großzügigen Unterstützung begleiten werden. Herzlichen Dank Ihnen dafür schon an dieser Stelle.

Wie all die Jahre danke ich Ihnen wieder ganz ausdrücklich dafür, dass Sie unserem gemeinsamen Anliegen und dem Verein im zu Ende gehenden Jahr, als engagierte Bürgerinnen und Bürger die Treue gehalten haben. Gleichzeitig gebe ich meiner Hoffnung Ausdruck, dass Sie dies auch in 2015 tun werden, und wir auch weiterhin auf Sie zählen können - zu unser aller Wohl:

einem freundschaftlichen und solidarischen Zusammenleben im gemeinsamen Haus und Garten Europa.

Im Namen meiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter im Vorstand und ganz persönlich wünsche ich

Ihnen und Ihren Familien noch manche Augenblicke der Ruhe und Besinnung im Advent, ein frohes Weihnachtsfest im Kreise lieber Menschen und ein Neues Jahr 2015, das Ihnen möglichst gute Gesundheit und viel Zufriedenheit bringen möge

- und der Welt wünsche ich viele einfühlsame, mutige Bürgerinnen und Bürger sowie vor allem mehr politisch Verantwortliche, die als Grundlage ihrer Entscheidungen die Prinzipien von Freiheit und Gleichheit walten lassen - zum Wohle einer friedlicheren, gerechteren und damit menschlicheren Welt.

Vive l'amitié franco-allemande,

viva l'amicizia fra Italia e Germania,

niech zyje przyjazn!

Es lebe und wachse die Freundschaft zwischen den Bürgerinnen und Bürgern unserer Städte und Länder!

Ihr

Bernd Moser