Jahresbericht Städtepartnerschaft Kitzingen - Montevarchi 2013 von

Karin Winkler


„Gut Ding will Weile haben“ heißt es in einem alten Sprichwort

2010 lud ich bei einem Besuch in Montevarchi das dortige städtische Orchester ein, uns in Kitzingen zu besuchen. 2013 könnte diese Idee verwirklicht werden. Die Organisation dieses Treffens war etwas umfangreicher als ein normaler Partnerschaftsbesuch, da das Orchester ein großes Instrumentarium benötigte, das nicht in einem Reisebus mitgenommen werden konnte. Z. B. Schlagzeug, viele Notenständer und eine riesengroßes Trommel, die auf einem eigenen Gestell gefahren wird. Um sicher zu gehen, daß wir die richtigen Dinge zur Verfügung stellen, sandte ich den Musikern Bilder von den Instrumenten, damit sie sich das Richtige aussuchen konnten – denn das Konzert sollte ja möglichst originalgetreu so wie zu Hause bei bei unseren Musikern in Montevarchi klingen. Bei meinen Nachfragen für die Instrumente wurde ich an Herrn Schwab vom symphonischen Blasorchester in Volkach verwiesen. Dort gab es alles, was das Herz begehrt und die Stadt Kitzingen konnte die Sachen anmieten.

Auch das Kolping-Musik-Korps half mit Instrumenten aus.

Nachdem es nicht geklappt hatte, die Bigband der Musikschule als Partner für das italienische Orchester zu bekommen, erinnerte ich mich daran, daß vor mehr als 25 Jahren, also zu Beginn unserer Städtepartnerschaft, eine Verbindung zwischen dem Kolping-Musik-Korps und der Banda Giacomo Puccini bestand. Eine kurze Anfrage genügte, und die Kolping-Leute waren bereit, mitzumachen, mit Instrumenten auszuhelfen und darüber hinaus eine stattliche Anzahl an Gästen bei sich aufzunehmen. Die Begeisterung bei ihnen war auch groß, die alte freundschaftliche Verbindung wieder aufzunehmen; obwohl es sich heute bei den Musikern um die nächste Generation handelt, sprich, die Kinder derer, die vor 25 Jahren mit Kitzingen befreundet waren. Es waren nur noch 2 Musiker von der alten Mannschaft dabei……


Daß eine Verbindung mit der Musikschule nicht geklappt hat, lag mal wieder an der unterschiedlichen Art, zu organisieren. Wir Deutschen machen eine Jahresplanung. Wir müssen alles sehr bald wissen, z. B. Veranstaltungen in einem Schuljahr unbedingt, bevor das Schuljahr begonnen hat – und die Organisation muß auch im Vorfeld klar sein.

Bei den Italienern ist es anders: Sei stellen eine prima Idee in den Raum – und dann dauert es meistens etwas länger, bis die organisatorischen Arbeiten anlaufen. Wie die zahlreichen Treffen mit den Freunden zeigen, stellen sie Veranstaltungen auf hohem Niveau auf die Beine – man denke nur an den Besuch des Orchesters.

Aber für uns in Kitzingen ist aufgrund der unterschiedlichen Denk- und Organisations-Strukturen meistens erst einmal Warten angesagt. Für die Organisation mit der Musikschule war es dann leider schon zu spät, da die dortigen Musiker auch noch andere Verpflichtungen haben. Vielleicht klappt es ja ein anderes Mal……..

Jedenfalls war der Besuch des Orchesters in Kitzingen ein voller Erfolg, nicht zuletzt durch die großartige Werbung im Stadtmagazin „Falter“. Sowohl beim morgendlichen musikalischen Umzug durch die Stadt als auch beim abendlichen Open-Air-Konzert auf dem Marktplatz genoß ein großes Publikum die exzellenten Darbietungen unserer Freunde.

Die einzige Frage, die dabei noch offenbleibt, ist die Beschaffung von Sitzgelegenheiten bei solchen Gelegenheiten. Es war keine Brauerei bereit, uns Bierbänke zur Verfügung zu stellen, weil wir, da wir nicht wußten, wieviele Leute kommen würden, keine Absatzgarantie für Getränke geben konnten. Im Nachhinein kann man sagen, daß eine Brauerei sehr gute Geschäfte hätte machen können, wenn sie das Risiko mit uns eingegangen wäre. Am Vortag des Konzerts meinte Herr Moser: „dann machen wir halt ein Standkonzert“.

Mir fielen dann aber in letzter Minute noch die Sitzgelegenheiten ein, die im Paul-Eber-Hof für den Freundschaftsabend bereitstanden. Ich bat alle jungen, kräftigen Männer des Orchesters, mit anzupacken und die Bänke auf den Marktplatz zu tragen. Auch das Publikum und selbst OB Siggi Müller fassten mit an, und so konnten auch dank der Gastronomie auf dem Marktplatz alle beim Konzert sitzen.

Ich finde es für die Zukunft wichtig, zu erforschen, wo man unkompliziert Bänke ausleihen kann, wenn wieder einmal eine große Veranstaltung bevorsteht. Wir sind für jeden Tipp dankbar.


Erfreulich war 2013, daß ich bei meiner Suche nach Künstlern und Instrumenten einige neue Gastfamilien gewinnen konnte.


Ein ganz großes Dankeschön möchte ich den Mitarbeitern des Hauptamts aussprechen für die perfekte Gestaltung von Plakaten und Programmzetteln – ich mußte nur den deutschen oder italienischen Text abliefern und schon wurde er in ein vorbereitetes Konzept eingefügt, das dann sehr elegant wirkte. Nicht zuletzt beeindruckte mich die Luftaufnahme der Kitzinger Siedlung, die einigen Gästen als Stadtplan diente, um von der Geflügelzucht zum Frühstückslokal am Kreisel zu finden….. einige Exemplare liegen auf den Tischen…

 

„Città di pace“ = „Stadt des Friedens“ ist ein Thema, das sich durch die Jahre durchzieht. Es geht dabei um internationale Jugendtreffen, die unsere Partnerstadt Montevarchi organisiert. Unsere Freunde haben schon immer hervorragende Projekte für den Frieden, indem sie Jugendliche aus Krisengebieten einbeziehen und zu Freunden machen – man denke nur an Rondine, wer sich daran erinnert. Bei Città di Pace sind Jugendliche aus allen Partnerstädten Montevarchis eingeladen, also auch aus Bethlehem. Leider gelang bisher kaum eine Kitzinger Beteiligung, da in Deutschland langfristig geplant wird, in Italien meistens sehr kurzfristig. Im letzten Jahr haben die Freunde eine Einladung an die Kitzinger Jugendlichen sehr bald gesandt, obwohl die Finanz-Zuwendungen der EU noch nicht vollständig geklärt waren. Ich freute mich, daß Frau Pöllot vom AGK sich für eine Teilnahme von AKG-Schülern einsetzen wollte. Jedoch nach endlosem Warten erfuhren wir ausgerechnet letztes Jahr in letzter Minute, daß die Fördermittel nicht zur Verfügung gestellt wurden, und Montevarchi deswegen diese seit Jahren sehr erfolgreiche Veranstaltung für 2013 absagen mußte. Schade…. Hoffen wir, daß es in den nächsten Jahren wieder klappt, und daß wir es rechtzeitig erfahren, um es auch organisieren zu können.


Beim Rendez-vous der Sinne war 2013 Italien an der Reihe, sprich, ich mußte mir etwas einfallen lassen…. Da ich in unserer Region keine echten italienischen Musiker kenne, die mal schnell für einen Abend nach Kitzingen kommen können, hatte ich die Idee, es einmal mit Kleinkunst zu versuchen. Ich rief bei Heiner Kreßmann an, der unter seinem Pseudonym „Zauberer Enrico“ ziemlich bekannt ist. Er sagte mir, daß er leider kein “italienisches“ Repertoire habe; verwies mich aber an Herrn Glasmeyer, einen phantastischen Puppenspieler, der sowohl für Kinder als auch für Erwachsene Theaterstücke aufführt. Mit seiner Rigoletto-Paraphrase und den Erzählungen eines „echten“ Mafioso lag er beim Rendez-vous der Sinne genau richtig.

Daß ich bei der Suche nach einem geeigneten Künstler bei Heiner Kreßmann angerufen hatte, erwies sich auch noch für den Besuch der italienischen Gäste sehr nützlich. Wir konnten den „Zauberer Enrico“ für eine Vorführung seiner Künste beim Freundschaftsabend gewinnen.


Manchmal passieren auch seltsame Dinge: Unser OB hat Weihnachtsgrüße aus Montevarchi bekommen. Einer davon war auf deutsch geschrieben. Nur wußten wir beim besten Willen nicht, wer der Absender ist. Die Unterschrift war etwas undeutlich und auch auf dem Kuvert stand keine Adresse. Ich wurde neugierig, scannte die Karte ein, mailte die Abbildung zur Stadtverwaltung in Montevarchi und fragte bei Lia nach, wer das wohl sei. Prompt kam die Antwort: der Mann heißt Morfeo Papini und war ein Mitglied der allerersten Delegation, die vor 30 Jahren Kitzingen besuchte. Offenbar hielten die damals mit Ob Rudolf Schardt geknüpften freundschaftlichen Bande so lange, daß er sich jetzt entschloß, dessen Nachfolger unbekannterweise Weihnachtsgrüße zu senden.


Über ein bayernweites Musikprojekt, für das der Stadtrat eine ansehnliche Summe bewilligt hat, freuen wir uns. Mit dem „Duo Hammerling“, zwei Musikpädagogen, wurde ein Vertrag über einen Workshop vom 2. bis 6.6.2014 geschlossen. Dabei sollen max. 12 Teilnehmer aus unterschiedlichen Ländern im Alter von 14 – 20 Jahren ein gemeinsames Programm einstudieren – mit dem, was jeder an musikalisch/kulturellem Hintergrund mitbringt. Es werden keine Profis erwartet, aber natürlich auch keine blutigen Anfänger. Hauptsache ist die Freude und etwas Erfahrung mit einem Instrument und/oder der Sing-Stimme. Ich habe in Montevarchi angefragt und gebeten, diese Einladung an Jugendliche zu geben, die z. B. bei der Banda Giacomo Puccini aktiv sind. Für solche junge Musiker wäre dies ein musikalisches Wiedersehen ein Jahr nach ihrem großen Konzert in Kitzingen.


Wir denken auch über unseren Internet- Auftritt nach. Um unsere Infos für Jugendliche attraktiver zu machen, schlug ich den italienischen Freunden vor, mir einige links zu senden, die zu den Seiten der Jugendorganisationen in Montevarchi führen und sozusagen vom heimischen Computer in Kitzingen aus ein Fenster in die Partnerstadt öffnen, durch das unsere Jugendlichen sehen können, wie ihre Altersgenossen in Montevarchi ihre Freizeit gestalten.


Ich habe unseren italienischen Freunden vom Sieg Kitzingens bei dem Wettbewerb „ Entente florale“ in Deutschland erzählt; und inzwischen habe ich Kontakt zu einer Organisation in Montevarchi, die unserem Stadtgärtner im Hinblick auf den Europäischen Wettbewerb Fragen beantworten kann. Fragen wie z. B.:

Welche winterharten Bäume, Sträucher, Stauden sind in Montevarchi typisch und eventuell sogar einzigartig? Wir möchten ein Beet mit Heilpflanzen anlegen ( nach Hildegard von Bingen, die in Kitzingen im Kloster gelebt haben soll ). Hätte unsere Partnerstadt eine Pflanze die in dieses Beet passen würde und könnten wir diese auch bekommen?

Auf die Antwort warte ich allerdings noch….

 

In diesem Jahr wird die Partnerschaft mit Montevarchi 30 Jahre alt.

Zum Weinfest 2014 kommen unsere Freunde vom 27. Bis 30. 6. nach Kitzingen, um diesen Geburtstag mit einem kleinen Festakt zu begehen.

Freuen wir uns darauf! Vielen Dank.