Jahresbericht 2012 Freundeskreis der Partnerstädte für Montevarchi von Karin Winkler
Rechtzeitig zum Paul-Eber-Hoffest besuchte uns im Juli Francesco Ristori. Ihm gingen großartige Beschreibungen von Seiten der Stadtverwaltung in Montevarchi voraus. Seine eigene Darstellung: Ich heiße Francesco Ristori, ich bin in der Wiege der Kunst, im strahlenden Florenz geboren, 1987. Ich wohne in Montevarchi, einem mittelgroßen Ort in der Provinz, studiere Architektur in Florenz und fühle eine starke Berufung zu Abenteuer-Reisen. Diesen Sommer gehe ich auf eine einsame Reise, im Sattel meines treuen Reittieres einer „super Ténéré 750 von 1990“ ??? Ich werde mehr als einen Monat im Sattel sein, ohne irgendeine Fessel der Zeit. ausgehend von Montevarchi zu den verschiedensten Kulturen in einem Europa-Rundtrip, bei dem ich 14 Nationen passiere und 11 Hauptstädte.bis zum nördlichsten Punkt , dem Nordkapp. Die eigenen Wurzeln verlassen um sich ergreifen zu lassen vom Laubwerk anderer Kulturen, dies halte ich für faszinierend, und das Alleine- Reisen erlaubt mir noch besser, die Zeit anzuhalten, und jeden Eindruck festzuhalten, und Freundschaft zu schließen mit den Menschen anderer Völker. Die vollkommene Freiheit ist das, was ich auf dieser Reise suche. Francesco sollte auf Wunsch der Stadt Montevarchi unbedingt in Kitzingen Station machen und von unserem OB Müller empfangen werden. Ich war gespannt auf die große Persönlichkeit, die uns besuchen würde…… Es kam ein netter, sympatischer, humorvoller junger Mann, mit dem ich zusammem mit Elke Caesar und Herrn Claus Lux ein paar lustige Stunden verbrachte. Wir besuchten das Paul-Eber-Hoffest, wo ihn Dekan Kern empfing, bestiegen den Kirchturm und machten bei strömendem Regen Stadtführung von oben, aßen dann in der Goldenen Gans gemeinsam zu abend. Wir haben viel gelacht und Francesco nach dem gewünschten Empfang beim OB am Montagmorgen verabschiedet und ihm eine schöne Reise und gesunde Rückkehr gewünscht. Im September habe ich ihn in Montevarchi gesund und munter wiedergesehen.
Im Rahmen der Aktion „Montevarchi, città di pace“ - „Stadt des Friedens“ lädt die Stadt Montevarchi auch 2013 wieder die Kitzinger Jugend ein, nach Montevarchi zu kommen, einige Tage mit Jugendlichen aus verschiedenen Ländern zu verbringen. Das Motto lautet dieses Mal: „Das Schöne als Mittel der Erziehung zum Bürgersinn und zur Legalität“. Ich hoffe, daß Kitzinger Jugendliche daran teilnehmen werden.
Der Freundeskreis der Partnerstädte besucht die Toskana Auf Einladung der Stadt Montevarchi besuchte der Freundeskreis der Partnerstädte Kitzingen im September für einige Tage die Partnerstadt in der Toskana. 35 Bürger und Bürgerinnen aus Kitzingen und Umgebung, die zum Teil schon langjährige Kontakte und Freundschaften in der Partnerstadt pflegen, sind dem Aufruf von Karin Winkler, zuständig für die italienische Seite des Freundeskreises, gefolgt.
Man fuhr bei schönstem Wetter in Kitzingen los und erreichte nach einer nicht einmal 12 stündigen Fahrt überpünktlich das Reiseziel. Daß der gewohnte Stau ausfiel, lag daran, daß die Autobahn um Florenz herum jetzt so ausgebaut ist, daß der Verkehr reibungslos fließen kann. Nach einem Abendessen in den Gastfamilien, das natürlich typisch italienisch war, wurden die deutschen Gäste auf der Piazza „Varchi“ durch den zweiten Bürgermeister der Stadt Montevarchi, Herrn Giovanni Rossi, der die Gruppe auch während des gesamten Aufenthaltes stets begleitete, herzlich willkommen geheißen. Frau Elvira Kahnt überbrachte als offizielle Vertreterin der Stadt Kitzingen die Grüße des Oberbürgermeisters Siegfried Müller und der Stadtverwaltung Kitzingen. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde einem italienischen Künstler und Filmemacher, dem es zu verdanken war, daß die Jugendstilvilla „Massini“ in Montevarchi fast weltberühmt wurde, eine Urkunde verliehen. In vielen Anwesenden wurde dabei die Erinnerung an den erschütternden Film „La vita è bella“, „das Leben ist schön“, von Roberto Benigni aus dem Jahr 1997 wach. Dieser Film bekam viele nationale und internationale Auszeichnungen. Drehort waren u.a. auch diverse Räume der Villa „Massini“ in Montevarchi. Diese Villa war bereits mehrmals das Ziel der deutschen Gäste aus Kitzingen bei ihren Aufenthalten in Montevarchi in den vergangenen Jahren. Die Villa gilt als eines der besterhaltenen und vollkommensten Bauwerke, die der Jugendstil hervorgebracht haben dürfte. Mit einem großartigen Feuerwerk, das vom Kapuzinerhügel nahe der Stadt abgeschossen wurde und über der Stadt niederging, wurde der Abend nach Mitternacht abgeschlossen. Der nächste Tag galt der Natur. Und so besuchte man ein Naturreservat, das „Valle dell´inferno e Bandella“ in der Nähe von Montevarchi. In diesem Bereich wurde der Fluß Arno zur Energiegewinnung aufgestaut und es wurde ein Naturreservat geschaffen, in dem sich im Laufe der Zeit eine Landschaft von atemberaubender und vielfältiger Schönheit, mit felsigen Schluchten und sanften Ufern gebildet hat, die zur Heimat vieler seltener Vogelarten und anderer Tiere wurde. Bei einer Fahrt mit einem Motorboot, natürlich umweltschonend mit Elektromotor, lauschten die Besucher den äußerst interessanten Ausführungen eines jungen Mannes vom italienischen „Bund Naturschutz“, und konnten auf dem träge dahinfließenden, aufgestauten Arno trotz der Hitze die Kühle auf dem Wasser und vor Allem die Ruhe des Reservates in vollen Zügen genießen und Kraft für den weiteren Tag tanken. Das Reservat wird so gut wie ausschließlich von Ehrenamtlichen betreut. Trotz seiner großen Bedeutung für die Umwelt werden hier auch bittere Klagen darüber geführt, daß ständig Unmengen von Unrat durch die ehrenamtlichen Helfer gesammelt und beseitigt werden müssen. Auch bleibt es nicht aus, daß an den Ufern ständig Bootsstege, Hütten u.ä. errichtet werden, die über kurz oder lang aufgegeben und nicht wieder beseitigt werden. Den „Rangern“ des Naturschutzbundes bleibt dann nichts anderes übrig, als den ganzen Unrat zu beseitigen. Leider war die Fahrt durch das Reservat viel zu kurz. Der Fluß Arno war von Alters her die Lebensader dieser Region. Diente er früher als Wasserstraße, so nutzt man ihn heute zur Energiegewinnung. Energie, die das energiearme Land Italien dringend benötigt. Und so nutzt ENEL, der größte Energieerzeuger Italiens bei Levane die Wasserkraft des Stausees zur Stromerzeugung. Nach dem Motto „Natur pur“ ging es anschließend vom Wasser auf das Land. Es stand ein Besuch bei den sog. „Balze giallastre“ bei Montevarchi an. Aufgrund ihres gehäuften Erscheinens in dieser Region sind sie nicht nur ein Touristenmagnet, sondern auch Ziel vieler geologischer, wissenschaftlicher Exkursionen. Sie heißen deswegen so, weil die gelblichen Erdpyramiden am Rande eines ehemaligen Urmeeres von Ferne wie gelbe Rüschen aussehen. Vor Jahrmillionen bildete sich hier im Oberen Arnotal eine geologische Senke, und es entstand ein riesiger Binnensee, der sich im Laufe der Zeit mit Ablagerungen wie Schutt und Geröll aufgefüllt hat. Schließlich floß das Wasser aus dem Binnensee ab und er trocknete im Laufe vieler, vieler Jahre durch die damalige Klimaerwärmung aus. Das ehemalige Urmeer wurde zu einer Sumpflandschaft bis es schließlich ganz austrocknete. Die Ablagerungen vor Allem an den Rändern des ehemaligen Meeres waren Wind und Wetter ausgesetzt. Durch Erosionen entstanden an den Steilwänden die heute sichtbaren Erdpyramiden. Sie stehen vor uns wie ein aufgeschlagenes Buch, und geben uns Einblicke in eine jahrmillionenalte Erdgeschichte. Durch die immer noch stattfindenden Erosionen der Erdoberfläche, vor allem bei starken Regenfällen, kommen auch heute noch Fossilien aus der damaligen Zeit, dem Pliozän, zu Tage. Viele davon haben im paläontologischen Museum in Montevarchi eine Heimstatt gefunden. Hier ist so ziemlich alles an Flora und Fauna vertreten, was die damalige Zeit hervorgebracht haben dürfte; sowohl in der freien Natur als auch im Museum. Auch Leonardo da Vinci soll diese Gegend bereist und für sein weltberühmtes Ölgemälde der „Mona Lisa“ die „Balze“ bei Montevarchi als Hintergrund gewählt haben.
Fast schon etwas müde von den überwältigenden Natureindrücken des Tages zog man sich in die Gastfamilien zurück, um sich für das Abendessen im „Crossdromo di Miravalle“ vorzubereiten, das Motocrosszentrum in der Toskana schlechthin. Und in gewohnt italienischer Manier wurden die deutschen Gäste mit Speisen und Getränken auf das Beste versorgt. Auf dem Gelände der Motorradfahrer trafen wir einen „alten Bekannten“ wieder: Francesco Ristori, der im Juli mit seinem Motorrad auf dem Weg von Montevarchi zum Nordkap in Kitzingen Rast machte, bevor er ganz alleine seine 11.000 km lange Reise in Richtung Norden fortsetzte. Francesco bedankte sich nochmals für die freundliche Aufnahme und Betreuung in Kitzingen. Auch hier fand der Tag seinen Abschluß in einem großen Feuerwerk.
„Gestern Natur, heute Kultur“ gab Giovanni Rossi das Motto des nächsten Tages bekannt. Ein Besuch im ungefähr 40 km nördlich von Montevarchi liegenden Florenz stand auf dem Plan. Nach einer Stadtführung vorbei an zahlreichen Palästen aus der Renaissancezeit, an Kirchen, über weiträumige Plätze und durch enge Gassen fand in einem Restaurant der gehobenen Klasse, direkt am Arno auf Einladung der Stadt Montevarchi das Mittagessen statt. Man speiste mit Blick auf den „Ponte Vecchio“. Das ist die älteste Florentinische Brücke über den Arno und die älteste Segmentbrücke der Welt. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung und viele nutzten die Gelegenheit, Florenz auf eigene Faust zu erkunden.
Wieder in Montevarchi angekommen, besuchte man gegen Abend das Sculpturen-Museum „Il Cassero“. Untergebracht in einem historischen, imposanten Zinnenturm aus dem 13. Jahrhundert, der einst Teil der Stadtmauer von Montevarchi war, sind in dem Museum auf drei Etagen verteilt zahlreiche Skulpturen aus Bronze, Marmor, Gips und Terrakotta untergebracht. Die Werke stammen von Künstlern aus der Toskana und auch aus ganz Italien und wurden im 19. Und 20. Jahrhundert geschaffen. U.a. sind hier Werke von Künstlern aus Montevarchi, wie Ernesto Galeffi, zu sehen, die dem Museum einen ganz besonderen Glanz verleihen. Diese Ausstellung bzw. das Museum gilt als ein einzigartiges Projekt seiner Art in Italien und kam ausschließlich durch private Spenden der Ausstellungsstücke zustande.
In den historischen Arkadenbögen des Centro San Lodovico wurde anschließend ein Abendessen vom Feinsten serviert. In diesem Rahmen stellte sich die Slow-Food-Bewegung vor. Slow-Food stellt sozusagen das Gegenteil von Fast-Food dar und soll eine höhere Lebensqualität gewährleisten. Alle zum Kochen verwendeten Produkte sind von hoher Qualität, weil sie langsam gewachsen und gereift sind. Sie werden mit Liebe zubereitet und die Menschen, die die Speisen essen, sollen sich Zeit nehmen, um die guten Sachen auch wirklich zu genießen. Nach all diesen Genüssen betonten Montevarchis 2. Bürgermeister Giovanni Rossi und Frau Elvira Kahnt, die den Kitzinger OB Siggi Müller vertrat, die Wichtigkeit einer Städtepartnerschaft, die trotz eines geeinten Europas nach wie vor für Verständigung und Freundschaft zwischen den Völkern und gegenseitigen Respekt von großer Bedeutung ist.
Es ist mittlerweile wirklich beeindruckend, wie lebendige Städtepartnerschaften Terminkalender füllen können. Eigentlich wollten wir letztes Jahr am 1. Septemberwochenende nach Italien fahren. Das ging nicht, weil die italienische Führungsspitze zu der Zeit in ihrer französischen Partnerstadt Roanne zu Gast war – wir mußten eine Woche später fahren. So ähnlich sah es für 2013 aus: die 3 Partnerstädte müssen sorgfältig über den Sommer verteilt werden, wenn sie KT besuchen wollen, damit es nicht auf einmal zu viel wird. Deswegen kommen die Polen am Weinfest, die Italiener 1 Woche später und die Franzosen? Na, warten wir´s ab!! Im Jahr 2010 begleitete ich eine Gruppe von Sportlern nach Montevarchi. Gleich am 1. Abend stand ein Konzert im Freien auf dem Programm. Es musizierte die die Banda Giacomo Puccini, das große Blasorchester der Stadt. Dieses Orchester war am Anfang unserer Städtepartnerschaft in den 80er Jahren eine große Attraktion bei seinem damaligen Besuch in Kitzingen. Das habe ich auch bei meiner Begrüßung den Musikern gesagt; und auch, daß inzwischen ¼ Jahrhundert vergangen ist, und wahrscheinlich die Kinder derjenigen mitspielen, die damals in Kitzingen waren. Ich habe das Orchester herzlich eingeladen, uns wieder einmal zu besuchen und in Kitzingen ein Konzert zu spielen. Die Musiker sagten sofort zu. Natürlich mußte ich zuerst das Ballett einplanen – das ja dann 2011 auf der Gartenschau tanzte. Vom 5. Bis 8.7. 2013 erwarten wir nun das italienische Orchester mit 60 Leuten in Kitzingen. Ganz nebenbei bemerkt: wir benötigen viele, viele Gastfamilien!! Als Partner von unserer Seite habe ich die Bigband der Kitzinger Musikschule vorgesehen. Sie werden aus dem Falter, der neugeschaffenen Infozeitung den genauen Zeitpunkt der Darbietungen erfahren – und natürlich hoffentlich alle kommen, um zuzuhören! Vielen Dank!
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